Würzburger Forum der Kontemplation e. V. (WFdK)Fortbildung - Werkstattberichte |
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Die Upanishaden und Meister EckhartFortbildungskurs des WFdK: 23.-26.01.2018 Benediktushof, Holzkirchen Ein WerkstattberichtAutor: Peter Martin Strauch Eine Fortbildung als eine Reise in das eigene Innere - die "Seins-Mystik" wird für uns erfahrbar durch das Eintauchen in mystische Texte ganz unterschiedlicher Herkunft/Tradition und Vertiefung in Meditation und Körpergebiet Kaum jemand wird diesen Textvergleich authentischer erschließen können als Sebastian Painadath, der in beiden Traditionen seine Wurzeln hat. Aufgewachsen ist er in Indien, in einer Familie, in der das gesprochene Sanskrit noch erlebbar war - studiert hat er Theologie in Österreich und Deutschland, im Zuge dessen er sich in die mystischen Traditionen des Mittelalters, insbesondere auch in die Texte von Meister Eckhart vertieft hat. So fiel ihm fast auf natürliche Weise das Thema der vergleichenden Spiritualität zwischen Ost und West in den „Schoß". Sebastian Painadath kommt eher schlicht daher - er scheint keiner zu sein, der die große Bühne braucht - er wirkt vielmehr durch seine einfache, authentische Präsenz und durch sein kraftvolles Wissen, welches sowohl theologisch als auch religionsgeschichtlich eine ungeheure Weite und Tiefe entfaltet. Das versetzt ihn in die Lage, geistige/geistliche Entwicklungen der Menschheitsgeschichte zu überblicken, Zusammenhänge aufzuzeigen und daraus für uns wertvolle Schlüsse zu ziehen. Ich bin sehr gespannt auf die Fortbildung mit Sebastian Painadath, auch deswegen, weil ich ihn bereits vor 10 Jahren bei der WSdK (mit einem Vortrag über öst-westliche Weisheit) erlebt hatte. Damals hat mich sein Vortrag gepackt und wach gemacht für Themen rund um die spirituelle Entwicklung der Menschheit. Und nun warten auf mich gleich mehrere Tage zu einem spannenden Thema: Ich darf tiefer eintauchen in die Gedankenwelt Meister Eckharts und gleichzeitig in die Upanishaden, die heiligen Schriften des Hinduismus, die für mich Neuland darstellen. Unsere kleine Fortbildungsgruppe (17 Menschen) trifft sich im R 200. Tische und Stühle sind in U-Form angeordnet (in der Mitte des U's befindet sich eine Säule) - die zur Fortbildung gehörenden Meditationseinheiten sollen in einem anderen Raum (R 800) stattfinden. Sebastian Painadath betritt den Raum und ist in seiner stillen, wachen Präsenz ganz da - er lässt die Anordnung der Tische/Stühle verändern, um die Säule aus dem U herauszunehmen. Den Vorschlag, Gesprächs- und Medtitationseinheiten im gleichen Raum stattfinden zu lassen (um immer wieder notwendiges Wechseln der Räume zu vermeiden) lässt er auf sich wirken, um sich dann dagegen zu entscheiden. Er weist auf die unterschiedlichen Energien (Sprechen und Stille) hin und möchte sie nicht vermischen. Seine Eigenschaft, ganz im Augenblick zu sein und ein Gefühl für die gegenwärtigen Energien zu haben, wird sich in den nächsten Tagen immer wieder zeigen. Der Fortbildung verleiht dies eine enorme Kraft. Der Ablauf der Tage ist klar strukturiert und wechselt zwischen Reflektionseinheiten (Vorträge, Gespräche) und Meditationszeiten (geführte Meditationen, Stille, Körperübungen). Auf diese Weise wird Gesprochenes in den meditativen Stillezeiten vertieft - es entsteht eine große Dichte und über die Tage hinweg ein innerer Prozess, in dem sich die Wirkung der Texte und Bilder entfalten kann. ReflektionseinheitenSebastian Painadath führt uns am ersten Tag in die Welt von Meister Eckhart - er ordnet sein Leben und Wirken geschichtlich ein und führt uns auch durch seine spirituelle Entwicklung. Der zweite Tag ist der geschichtlichen und gesellschaftlichen Einordnung der Upanishaden gewidmet, bevor am dritten Tag die Zusammenführung der Gedankenwelt in beiden Schriften (die sowohl räumlich als auch zeitlich keine Berührung hatten) erfolgt. Der Schwerpunkt unserer Fortbildung liegt in diesen Tagen auf dem gemeinsamen Lesen und Reflektieren der jeweiligen Texte, die Sebastian Painadath in einer Zitatensammlung jedem Kursteilnehmer zur Verfügung gestellt hat. Viel Wert legt er auf das Verständnis der verwendeten Bildsprachen - wobei er, um die ursprüngliche Bedeutung möglichst exakt zu erfassen, immer wieder auch in die Originaltexte einsteigt (...auch ins Sanskrit). Sein Fokus liegt bei der Wirkung, die die Texte und die darin verwendeten Bilder verursachen: Was macht der Text, das Bild mit dir? Wie wirkt es? ... und immer wieder vertieft Pater Sebastian Painadath die Texte und führt uns tiefer in ihre Bedeutung hinein. Dabei folgen sowohl die ausgewählten Eckhart-Zitate als auch die Passagen aus den Upanishaden dem „inneren Prozess der geistigen Versenkung", den uns Sebastian Painadath zu Beginn der Fortbildung schematisch sehr anschaulich dargestellt hat (vgl. Abb.): vom mentalen Bewusstseinsbereich (mit dem zentralen ICH) über den psychischen Bereich in den intuitiven Bereich des Seelen-/Herzraums, in der das Göttliche als „enorme Schwingung" (so Sebastian Painadath) auf uns wartet, um dann verändert wieder aufzutauchen in der Welt! Was bleibt, ist neben vielen Impulsen aus den gelesenen Texten, das Erstaunen darüber, wie nah sich die beiden Schriften, trotz ihrer so unterschiedlichen Herkunft, sind. Auf sehr eindrückliche Weise zeigt dies, wie universell die grundlegenden Weisheiten im Menschen vorhanden sind - wir brauchen nur wach zu sein und in uns hineinzuspüren. Neben der Vermittlung von Wissen und dem Hineinspüren in die Texte legte Sebastian Painadath Wert auf Erfahrungsaustausch: In kleinen Gruppen („geschwisterliche Gespräche") konnten wir unsere Gedanken und Gefühle ausdrücken und auch im Plenum austauschen. Abgerundet wurde dieser Gedankenaustausch durch das zusätzliche Angebot von Einzelgesprächen, in denen Sebastian Painadath auch auf persönliche Fragestellungen einging. Abb.: Der innere Prozess der geistigen Versenkung MeditationseinheitenDem Fortgang der Textbesprechung folgend und orientiert am „inneren Prozess der geistigen Versenkung" (vgl. Abb.), baut Sebastian Painadath immer wieder Meditationseinheiten ein, in denen er uns durch geführte Meditationen von der physischen/mentalen Ebene in den Herzraum hinein und in die Erfahrung der verschiedenen Bewusstseinsbereiche führt. Durch diese einfühlsam geführten Meditationen wird die kognitive Beschäftigung mit den Texten auf wunderbare Weise vertieft. Während der Fortbildungstage ist es Sebastian Painadath wichtig, immer wieder darauf hinzuweisen, dass wir auch auf unserem spirituellen Weg Menschen bleiben, dass wir ein gesundes ICH brauchen, um den Weg zu gehen, und auch einen gesunden Körper, weil er der Ort ist, in dem wir unsere Gotteserfahrung machen. Um die Bedeutung des Körpers als „Tempel des geistlichen Lebens" zu unterstreichen, hat er dem Körpergebet am Morgen eine komplette Meditationseinheit gewidmet. Das „Sonnengebet" mit 22 aufeinander folgenden Körperausdrücken war ein wunderbar öffnender Einstieg in den Tag. FazitDurch den Wechsel von Vorträgen, Gedankenaustausch, Meditationen und Körperübungen wurde die Fortbildung zu einem ganzheitlichen Erlebnis für Körper, Seele und Geist. Die große Präsenz, menschliche Schlichtheit und unglaubliche Wissenstiefe von Sebastian Painadath machten die Tage mit ihm zu einem spirituellen Erlebnis voller Impulse für den eigenen inneren Weg. Mögen wir alle mit der enormen göttlichen Schwingung in uns in Resonanz sein!
Peter Martin Strauch, |
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