Würzburger Forum der Kontemplation e. V. (WFdK)

Kontemplation, was ist das?

 

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Elke Stephany

Was ist Kontemplation

Kontemplation – das heißt für mich: Mich einlassen auf den Grund, der mich im Tiefsten trägt. Zunächst leiblich: Mich niederlassen, tragen lassen vom Boden, von der Erde und die Kraft spüren, die mich von dorther aufrichtet. Verbunden sein mit Erde und Himmel.

Dann seelisch-geistig: Mich mit allem, was mich als Mensch ausmacht, einlassen auf die unsichtbare, unnennbare, aber doch wahrnehmbare göttliche Gegenwart. Dazu gehört, alles Denken und Planen, alles Kreisen um mich und meine Welt zur Ruhe kommen zu lassen, loszulassen. Ich muss nichts mehr tun – ich darf einfach da sein. So wie ich jetzt bin. Mich vertrauensvoll öffnen auf den göttlichen Urgrund hin.

Im Ruhigwerden, im Stillwerden kann ich mehr und mehr aufatmen: Ach, so fühlt sich Ruhe an… Wohltat für Leib, Geist und Seele… Und langsam öffnet sich ein Raum in meiner Mitte, der immer größer und durchlässiger wird für die Wirklichkeit, die hinter allem steht, und die alles durchdringt. Ich nenne sie: Göttliche Gegenwart, das Sein, den GEIST.

Manchmal erfahre ich das. Das ist dann ein großes Geschenk. Unbeschreiblich, unbenennbar und doch alles erfüllend. Und ich werde hineingenommen in die Wahrnehmung der Untrennbarkeit, Einheit… Alle Grenzen sind aufgehoben Reines Sein.

Oft aber ist der Weg auch mühsam. Da fällt mir an manchen Tagen schon allein die Sammlung schwer. Und manche Gedanken und Gefühle sind hartnäckig und kehren beständig zurück. Dann gilt es, sie noch einmal da sein zu lassen, sie anzuschauen oder zu benennen und auf eine weitere Reinigung zu vertrauen. Und ich weiß aus Erfahrung: morgen schon, beim nächsten „Sitzen“ kann es ganz anders sein. Wann und wie sich das Geheimnis mir zeigt, liegt nicht in meiner Hand.

Die Übung an sich ordnet, heilt, weitet schon den Blick. Und das Geschenk, ab und zu erfahren zu dürfen, macht alle Mühe völlig fraglos.

Der göttliche Urgrund, die göttliche Liebe schenkt sich auch mir und nimmt mich hinein in eine umfassende Wirklichkeit, von der aus die Dinge des Lebens erst ihren wahren Wert bekommen. Alles, alles ist einbezogen in die göttliche Gegenwart.

Was bleibt ist Dank. Dank für die Geborgenheit in Gott, Dank für das Hineingenommensein, Dank für Fülle, Kraft und Liebe, an der ich immer wieder teilhaben darf. Und Dank für die Übung der Kontemplation, die mir seit langem zur Lebensgrundlage geworden ist.

Elke Stephany,
geb. 1950, verheiratet mit ev. Pfarrer, drei Kinder, 2 Enkelkinder. Ehemalige Studienrätin, Aufbaustudium Spirituelle Theologie. Leiterin geistlicher Übungen, Kontemplationslehrerin (WFdK) und Mitglied in der „Wolke des Nichtwissens“. Gibt seit über 25 Jahren Meditations- und Kontemplationskurse.

 

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