Würzburger Forum der Kontemplation e. V. (WFdK)Kontemplation, was ist das? |
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Annette FrickenschmidtKontemplation - Was ist das?Ansprache von Annette Frickenschmidt (Ex 3,1–4) Aus der Geschichte des Mose vor dem brennenden Dornbusch will ich zwei Worte herausgreifen. Das erste ist die Antwort des Mose auf Gottes Anruf. Meistens wird sie im Deutschen mit den Worten „Hier bin ich!“ wiedergegeben. „Hinneni“ heißt sie im Hebräischen und ist nur ein einziges Wort. „Hen“ ist einfach hinweisend: „da“, Hinnen die doppelte Verstärkung davon, und das Ich ist das angehängte „i“, ein ganz kleines Häkchen, mehr nicht. „Ganz da (ich)“. Das Wort ist einfach Ausdruck für Präsenz. Mit allen Aspekten meines Seins DA sein. Aufmerksam. Offen. Die große Kraft, die sich in dieser inneren Haltung entfaltet, ist in vielen Kontexten neu entdeckt worden. Und so meditieren heute Menschen und üben Achtsamkeit, um Stress abzubauen, um Schmerzen zu bewältigen oder um konzentrierter oder gesünder zu leben. Wenn wir in der Kontemplation Präsenz und wache Offenheit einüben, geht es um mehr: Nämlich um nicht weniger als den Zugang zur Gotteserfahrung. Mose sprach zu Gott: „Wenn ich zu den Israeliten komme und ihnen sage: Der Gott eurer Väter ist es, der mich sendet, und sie mich fragen: Wie ist sein Name? Was soll ich ihnen antworten?“ Da sprach Gott zu Mose: „Ich bin der, der da ist! Und zu den Israeliten sollst du sagen: Der Ich-bin-da hat mich zu euch gesandt. … Ich-bin-da lautet mein Name, heute und immer.“ Das ist das zweite, noch erstaunlichere Wort in dieser Geschichte: der Gottesname. Er ist noch weniger übersetzbar als das Hinneni. Genau genommen gar nicht. Wir wissen noch nicht einmal, wie er ausgesprochen wurde, einmal im Jahr durch die Priester im Jerusalemer Tempel bis zu dessen Zerstörung im Jahr 70 n.Chr. Gottes Name verweigert sich dem Bedürfnis von Menschen, Gott in Begriffe oder Bilder fassen zu wollen. Mit den vier Buchstaben des Namens wird nur ein einziger Aspekt ausgedrückt: Gottes Präsenz. Gott ist ein Gott, der DA ist, WIRK-lich im Jetzt und Hier. Um Gott zu erfahren, sollten wir uns also da einfinden, wo Gott selbst ist: Hier, an diesem Ort, Jetzt, in diesem Augenblick! Meister Eckhart sagt einmal: „Gott ist uns nahe – aber wir sind (oft) fern. Gott ist in uns daheim – aber wir sind (oft) in der Fremde.“ Segen: |
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