Kontemplation als Lebensgrundhaltung
Kontemplation ist in der christlichen Tradition ein Name für ungeteilte, absichtslose Präsenz. Sie will in die Erfahrung der Einheit und Verbundenheit mit dem göttlichen Urgrund führen (unio mystica).
Die Übung von Präsenz und wahrnehmender Wachheit in der Stille ist gleichzeitig ein Weg intensiver Selbsterfahrung. Sie fordert dazu heraus, auch die eigenen ungeliebten und unbewussten Anteile wahr- und anzunehmen und bewirkt einen tiefgreifenden personalen Wandlungsprozess (via purgativa).
Aus der Verbindung zwischen Übung und Erfahrung erwächst eine innere Haltung der Liebe, Klarheit und Furchtlosigkeit, die zu verantwortungsvollem Handeln befähigt und ruft. So führt Kontemplation zurück in den Alltag. Sie wird zur Grundhaltung, die uns immer deutlicher die Gabe und Aufgabe des jeweiligen Augenblicks wahrnehmen lässt, und die die Gestalt unseres Lebens prägt.