Würzburger Forum der Kontemplation e. V. (WFdK)

Aus der Praxis für die Praxis

 

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Begleitung - als e i n e Möglichkeit

Autorin: Wilma Alfs

Ich merke, dass ich mich auf ein Thema eingelassen habe, das sehr viel ganz Individuelles freigibt. Darum also der Zusatz "eine Möglichkeit", vielleicht nur die meine.

Begleitung

Dass sie für mich so wichtig wurde, hatte sicher mit dem Verlust meines ersten Lehrers und Begleiters zu tun. Er starb, und ich erfuhr mich verlassen einerseits und seiner Hilfe bedürftig andererseits. Was mir fehlte, - so weiß ich es heute - machte mich aber auch hellhörig und sensibel für meinen Weg in der Begleitung anderer.

Schon immer interessierte mich die Etymologie, die für mich wie die Geburt und das Erwachsenwerden von Wörtern ist. So fand ich irgendwann, dass "begleiten" erst im 17. Jh. bezeugt wird als "leiten und führen". Bald schon verlor sich das "führen" und das Wort "mitgehen" ersetzte es. Besonders rührte mich an, was begleiten in der Musik meint und was ich genauso wahrnehmen konnte. Ein "ergänzendes Mitspielen"! Darin fand ich für mich "das einem Gesang oder einem Instrument Dienende, damit es sich voll entfalte".

Im Hinblick auf Begleitung schafft "Mitspielen" für mich eine besondere Atmosphäre. Es schützt mich vor einer vielleicht versteckten Macht, die vom Begleiteten entweder Leistungen fordert oder in seinen Prozess eingreift; und es befreit mich genauso von dem Druck, "etwas erreichen zu müssen".

 "Ergänzendes mitspielen" deutet mir außerdem an, dass weder der Begleitete noch ich das Ganze dieses Spiels ausmachen, sondern der Dialog, in dem wir beide mitspielen -, in dem Gott sich berührt in uns. So ist alles Begleiten für mich zutiefst innerlich - geheimnisvoll - und wirklich.

Jeder Kurs ist für mich ein zeitlich abgegrenztes Begleiten von Menschen; schon wenn ich auf ihn zulebe, ist er in mir, empfangen im Leeren, und wenn er endet, bleibt er in mir behalten und nicht auszuwischen. Dazu braucht es kein Darandenken oder wissendes Präsenthaben. Es ist eher wie eine Zuwendung in Gott, besser noch: "Gottes Zugewandtsein" - ganz umsonst! So spüre ich es.

Genauso wichtig, vielleicht auch hier im Sinne von "ergänzendem Mitspielen" ist mein Beruf als Sozialarbeiterin. Er ist der sichere Boden unter meinen erdenen Füßen, von dem aus ich Brücken bauen, - Anlegestellen bieten, - in Geduld warten - und auch Mut machen kann zum Springen. Was mir ein Leben lang half: Den Menschen anschauen, als sähe ich ihn zum ersten Mal und als sähe ich ihn zum letzten Mal, d.h. als möge mir nichts an ihm entgehen und als sollte ich ihm alles mitgeben, das ihn leben lässt. Das gibt mir den Mut und die Sicherheit, "ja" und "nein" zu sagen, dem Gegenüber "lange Leine" zu lassen und es an seine Entscheidung zu binden.

Bevor ich ende, sollt ihr wissen, dass ich auch selber in jedem Kurs "begleitet" bin. Mein Mann ist das Ergänzende in der Gruppe zu meinem persönlichen Gespräch mit dem Einzelnen. Seit seinem Eintritt in den Ruhestand geht er mit, wie schon seit fünfzig Jahren in meinem persönlichen Leben, und ist einfach da! Er weist den Weg mit einem Quantum Konsequenz aus innerer Sicherheit und mit zugewandtem Blick für alle, denen das Stillhalten und Sitzen noch Mühe macht. - Was wäre, wenn? - Und darum bin ich ihm sehr dankbar.

Wilma Alfs,
Dattenfelder Straße 36, 51109 Köln, geb.  1925, verheiratet, drei Söhne, eine Tochter, drei Enkel, Sozialarbeiterin, Erwachsenenbildnerin, seit 30 Jahren Praxis der Kontemplation.

 

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