Würzburger Forum der Kontemplation e. V. (WFdK)

Wille und Kontemplation

 

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ChristineGrieger Wehrli

 

Ewald Reinhart

Wille und Kontemplation

Auf Befehl etwas spontan zu tun,
ist ebenso unmöglich,
wie etwas vorsätzlich zu vergessen
oder absichtlich tiefer zu schlafen.

Paul Watzlawik

 

In der Regel haben wir die Vorstellung,
dass wir unser Handeln (unser handelndes
Ich) allzeit kontrollieren können. Das Zitat
von Paul Watzlawik zeigt uns jedoch Situationen,
in denen wir mit unserem Willen
und Denken nichts ausrichten können, zumindest
nicht spontan.


Dieses Zitat weist grundsätzlich auf das hin, was in der Psychologie als das Unbewusste oder auch als Psyche bezeichnet wird. Die Psychotherapie erforscht die Psyche des Menschen und behandelt psychische Erkrankungen. Die Psyche wird dann oft auch als Seele bezeichnet. Man sollte dies jedoch nicht mit dem gleichsetzen, was in den Religionen als Seele bezeichnet wird. In den Religionen gehört die Existenz der Seele, das Göttliche im Menschen, zum Glauben und speziell in der Mystik zur persönlichen Erfahrung des Menschen.


Das Zitat weist sehr anschaulich darauf hin, dass man durch einen Willensakt keinen Einfluss auf das Unbewusste, die Psyche, nehmen kann. Ähnlich ist es in unserer Kontemplation. Auch hier können wir „auf Befehl, spontan, vorsätzlich und absichtlich“, wie es in dem Zitat heißt,
nichts erreichen. Alle Lehren und Erfahrungen weisen darauf hin, dass wir unser Ich loslassen und damit die Voraussetzungen des Geschehenlassens schaffen müssen, um zu einer tiefen Erfahrung zu
kommen. Meister Eckehart sagt dazu:

Du brauchst Gott weder hier
noch dort zu suchen;
er ist nicht ferner als vor der Tür
deines Herzens.
Dort steht er, harrt und wartet,
wen er bereitfinde,
der ihm auftue und ihn einlasse.

 

Und der Text von Johannes Tauler, den wir oft rezitieren, sagt uns, dass dies leicht, aber
nicht einfach ist. „Man muss dabei aushalten, dann wird es zuletzt leicht und lustvoll“:

 Wenn der Mensch in der Übung
der inneren Einkehr steht,
hat das menschliche Ich für sich selbst nichts.
Das Ich hätte gerne etwas
und es wüsste gerne etwas
und es wollte gerne etwas.
Bis dieses dreifache Etwas in ihm stirbt,
kommt es den Menschen gar sauer an.
Das geht nicht an einem Tag und nicht in kurzer Zeit.
Man muss dabei aushalten,
dann wird es zuletzt leicht und lustvoll.

 

Paul Watzlawik ist 1921 in Österreich geboren und 2007 in Kalifornien (Paolo Alto) gestorben.
Seine Forschungen hatten großen Einfluss auf Theorie und Praxis der Psychotherapie und seine populärwissenschaftlichen Bücher wurden sehr bekannt, am meisten wohl das Buch „Anleitung zum Unglücklichsein“ (1983), aus dem auch das obige Zitat stammt.

 

 

Prof. Dr. Ewald Reinhart:
Lehrer der „Wolke des Nichtwissens“,
Kontemplationslinie Willigis Jäger und Lehrer
im Würzburger Forum der Kontemplation WFdK

 

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