Würzburger Forum der Kontemplation e. V. (WFdK)Kontemplation, was ist das? |
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Heidi SchoppenhorstWas ist Kontemplation?In meinem ersten Kontemplationskurs, geleitet von Willigis Jäger im Jahre 2003 wurde mir klar, wenngleich ich viel in fernen Ländern spirituell unterwegs war, bin ich doch in der christlichen Mystik beheimatet. In der Gegenwart im Jetzt, kann ich tiefer in die Stille, in die Mystik des Westens, in die Kontemplation als Hinführung in den ewig-einen Grund, aus dem sich alles formt, gelangen. Willigis Jäger schreibt von der tiefen Sehnsucht des Menschen, die das Göttliche selber ist. Bede Griffiths, ein britischer Benediktinermönch, beschreibt Kontemplation als Erkenntnis im Zustand von Liebe. Immer schon war es im Grunde die Liebe, die uns die Energie gab Wesentliches zu leben. Sie ist Aufbruch, Aufatmen, Zustimmung und Entfaltung in Einem. Raum und Zeit ist im Sein dieses Erlebens bedeutungslos. Das Gewahrsein des Allganzen ist wesentlich. Es geht um die Erfahrung einer non-dualen Ebene. Sie ist letztlich der Kern der Kontemplation. Der unbekannte Autor der „Wolke des Nichtwissens“ stellte gegen Ende des 14. Jahrhunderts dar: Gott ist purer Geist. Bin ich diese Begrenztheit, die mein Verstand mir vorzugeben scheint? Wenn ich meine Kontrolle loslasse, gelange ich unvermittelt über Grenzen, es öffnet sich ein Raum. Das „Ich“ das mir eigen ist, hat mich nicht mehr. Kontemplation kann nicht gemacht werden. Achtsamkeit, um gewahr zu werden, ist wichtig. Das innere Schauen ins eigene Selbst ist mit Öffnung in das alles Überragende einhergehend. Es wird etwas überein gebracht, eine scheinbare Kluft überwunden, eine Kluft, die es in Wirklichkeit nicht gibt, das Eine war immer schon da. In reines Bewusstsein zu gelangen, kann im tiefsten Seelengrund möglich werden. Kontemplation als Erkenntnisweg in die Erfahrungsebene absichtsloser Präsenz führt uns aus dem intellektuellen Bereich über das Personale hinaus und kann unvermittelt in die transpersonale Ebene hineinführen. Hier ergreift überwältigendes Licht das Sein. Meister Eckhart schreibt: „Das Auge, in dem ich Gott sehe, das ist dasselbe Auge, darin mich Gott sieht; mein Auge und Gottes Auge, das ist ein Auge und ein Sehen und ein Erkennen und ein Lieben.“ Wir sind das Instrument auf dem Gott spielt oder sein Tanzschritt in diesem Augenblick. Es gibt keinerlei Trennung sondern reines erkennendes Bewusstsein. Hilfreich auf dem Übungsweg ist der aufrechte Sitz, das Stillhalten des Körpers. Wir werden zum Leib, der wir sind. Das erfordert regelmäßige tägliche Übungszeiten, die bei konsequentem „Tun im Nichtstun“ positive Veränderungen bewirken. Die Aufmerksamkeit wird auf den Atem gelenkt. Ich spüre meinen Atem, diesen einen Atemzug jetzt, nichts weiter. Mit meinem Vertrauen, gehalten und getragen zu sein, spüre ich meinen Körper, der sich hebt und senkt. Das harmonische Heben und Senken dieses Körpers, den ich spüre, ist wie eine große Einladung tiefer und tiefer zu gehen in das Unbekannte. Wer bin ich, so höre ich die Stimme in mir, die etwas wissen möchte. Wer bin ich wirklich? Für mich ist es beeindruckend wie immer wieder das innere Lächeln in der Übung zu mir kommt. Es ist wie ein Rufen und gerufen werden, eine Einladung ins So Sein wie es eben ist. Hingabe und Eindringen in Stille, sind wichtig, um das Wirken des reinen Geistes, welches in der Gipfelerfahrung, in der unio mystica münden kann, erleben zu können. Es kann nicht gemacht werden sondern es ist erfahrene Gnade, wenn unsere Sehnsucht nach dieser Erfüllung uns unvermittelt trifft. Meister Eckhart spricht: Gott möchte in mir Mensch sein. Dasein, mit ungeteilter Hingabe ruhig verweilen, in tiefer Gegenwärtigkeit, aufmerksam in die Stille, hinter die Stille lauschen, den Verstand in seine Grenzen weisen, demütig das Dunkel, die Dürre ertragen, ruhig und gelassen wahrnehmen, ankommen, Gnade, Eins sein in der liebenden Erkenntnis, dass ich zeitloses Leben in dieser augenblicklichen Form bin. Vor vielen Jahren machte ich eine besondere Erfahrung ganz früh am Morgen als es mich in die Natur zog. Mir wurde ein kurzer Einblick in die aufschließende Struktur allen Seins, das Erkennen von Zusammenhängen, die mir zuvor unbekannt waren, gewährt. Damals versuchte ich mir diese Schau voller Wärme, Geborgenheit und liebend aufmerkender Qualität in jede Zelle einzuprägen. Die Fülle der für einen kurzen Moment erfahrenen „Information“ vermochte ich danach, im Detail wissentlich nicht zu speichern. Es war eine Erfahrung, die mir etwas Verborgenes entschlüsselte, mich verwandelte. Ich werde sie nie vergessen und kann sie doch nicht mittteilen. Von beeindruckender Klarheit erlebte Erfahrungen wurden über die Jahrhunderte von Mystikern wie Meister Eckhart, Margarete Porete, dem unbekannten englischen Gelehrten der „Wolke des Nichtwissens“, Johannes vom Kreuz, Teresa von Avila, Hildegard von Bingen u. a. beschrieben. Das eine Universum ist im Grunde purer Geist, reine Energie. Es gibt keine Ich-Eingrenzung, jedoch ein Sein in Verbundenheit und Liebe. Heidi Schoppenhorst, |
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