Würzburger Forum der Kontemplation e. V. (WFdK)Orte der Praxis |
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Benediktushof - Zentrum für spirituelle WegeAutorin: Tamara BerikovenEintauchen in die StilleDie Blätter der großen Kastanie rauschen, friedlich murmelt der Aalbach. Hier, an einer schmalen Stelle der ostfränkischen Talebene, runde 30 Kilometer westlich von Würzburg, überspannt ihn eine kleine Brücke, die an den Benediktushof führt. Ein steinerner Sankt Nepomuk, eigentlich für das Bewachen der Brücke zuständig, blickt verklärt in den Himmel. Liegt es daran, dass auch er die Stille vernimmt, die diesen besonderen Ort umfängt? Sie ist deutlich spürbar, die Stille, in diesem Zentrum für spirituelle Wege. Nicht allein wegen der über 1200 Jahre alten Klostermauern, die von früheren Jahrhunderten kontemplativen Alltagszeugen. Nicht nur wegen des Zengartens. Zum Konzept des Hauses gehören Schweigekurse. Auch die Mahlzeiten finden in stiller Achtsamkeit statt. Sogar die tägliche Arbeitszeit wird als Meditation im Tun verrichtet. Der weitläufige Gebäudekomplex ist bevölkert, und doch voller Ruhe. Auffällig ist, dass, wer hierher kommt, nach kurzer Zeit in diesen Geist eintaucht. Eine Autostunde vom hektischen Frankfurt entfernt liegt der von Wäldern und Feldern umrahmte Ort. Seit über 10 Jahren gehen Menschen hier den Weg der Kontemplation. Im Jahr 2002 erwarb eine langjährige Weggefährtin von Willigis Jäger, Gertraud Gruber, die ehemalige Klosteranlage, um ihm diese nach Instandsetzung für seine spirituelle Arbeit zur Verfügung zu stellen. Seitdem führt der berühmte Benediktiner Menschen aller und jenseits von Konfessionen in das, was mit Worten nicht ausgedrückt werden kann.
Kern des Lebens, Urgrund allen Seins, Gott, Nichts – jede Religion hat einen Namen für das, was nicht zu benennen ist, zu dem jedoch viele Wege führen. Mystiker aller Religionen eint das Wissen, dass das wesentliche Merkmal eine Schulung des Geistes ist, die es ermöglicht, loszulassen. Dann kann sich der Raum öffnen, in dem Erfahrung geschieht. Menschen in diese zu führen, ist das Hauptanliegen des nunmehr 89-Jährigen und der von ihm ernannten Lehrer für Kontemplation und Zen. 2007 übergab er die spirituelle Leitung Doris Zölls und Alexander Poraj. 2013 übernahm Fernand Braun die Leitung der Kontemplationslinie „Wolke des Nichtwissens“. Willigis Jäger, dessen Bücher in dutzende von Sprachen übersetzt wurden, widmet sich neuen Publikationen und weiterhin seiner Berufung als spiritueller Begleiter. „Woher komme ich, was bedeuten die wenigen Jahrzehnte des Lebens für mich, für die Menschheit?“ Die Menschen, die diese Fragen antreiben, kommen aus ganz Deutschland, sogar aus der ganzen Welt. Die Qualität in der Auswahl der von Jäger berufenen Lehrer und Kursleiter macht den Benediktushof zu einem der größten und bekanntesten Zentren dieser Art in ganz Europa.
Neben dem Kursangebot in christlicher Kontemplation und Zen werden weitere Wege in die Erfahrung gelehrt, die aus weiteren Religionen stammen. Andere Gäste wiederum ziehen sich für einige Zeit als Hausgast hierher zurück. Der Benediktushof bietet ihnen Übungsweisen, wie sie seit jeher in Klöstern der Welt praktiziert wurden. Dreh- und Angelpunkt sind die Präsenz und die Stille. Die Erkenntnisse der modernen Wissenschaften bestätigen die Bedeutung von Meditation im Schweigen, aber auch im Tun. Die Übung dieser Achtsamkeit in allen Handlungen unterstützt den Gast darin, diese in den Alltag zu integrieren. Inzwischen verfügt der Benediktushof über 170 Betten mit ca. 30.000 Übernachtungen im Jahr 2013. Es stehen zehn Seminar- und Gruppenräume mit einer Nutzfläche zwischen 70 qm und 250 qm zur Verfügung. Sie bieten auch Raum für Tagungen zu Themen der Naturwissenschaften, Psychologie, Philosophie, Theologie und Gesundheit in Verbindung mit Spiritualität. Die Küche ist nach Norm DE-Öko-006 biozertifiziert und zaubert köstliche Speisen. Auch ein vegetarisch-veganes Restaurant und Café sowie ein Hofladen und eine Fachbuchhandlung befinden sich auf dem Gelände. Letztere umfasst ein umfangreiches Angebot an Literatur und audiovisuellen Medien zu verschiedenen spirituellen Wegen. Die vorhandenen Themenbereiche gehen allerdings auch darüber hinaus, in viele andere Wissens- und Lebensbereiche, sowie allgemeinen Meditationsbedarf. Den Lehrern und Kursleitern ist es ein besonderes Anliegen, dass von diesem Ort aus Impulse in die Gesellschaft einfließen. Deshalb wird auf die Übung der Präsenz im Alltag ein besonderer Wert gelegt. Ein daraus hervorgehendes zeitgemäßes spirituelles Tun kann in vielen Bereichen, wie Medizin, Psychotherapie, Pädagogik sowie in der Personal- und Unternehmensführung angewendet werden. Fragt man Willigis Jäger nach seinem Kernsatz, antwortet er unumwunden: „Eine Spiritualität, die nicht in den Alltag führt, ist ein Irrweg.“ Dass dies am Benediktushof gelebt wird, ist deutlich spürbar. Vielleicht ist es das, was den Ort so besonders macht. Informationen über den Benediktushof – Zentrum für spirituelle Wege und eine Übersicht über die dort angebotenen Kurse und Veranstaltungen erhalten Sie über folgende Adresse: Benediktushof
Tamara Berikoven Journalistin und Verantwortliche für Kommunikation am Benediktushof Holzkirchen. |
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