Würzburger Forum der Kontemplation e. V. (WFdK)

Fortbildung - Werkstattberichte

 

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Die Kunst, einen Kurs zu leiten

Fortbildungskurs der WSdK: 22. – 25. Januar 2009, Benediktushof, Holzkirchen, Kursleiter: Helmut Dörmann

Ein Werkstattbericht

Autorin: Maria Kolek Braun

Unter der kompetenten Leitung von Helmut Dörmann und seiner Assistentin Selma Aldinger fand vom 22.–25. Januar 2009 der zweite Kurs der WSdK-Fortbildungsreihe statt. Nur sieben Teilnehmer waren angemeldet – das erwies sich schon im Verlauf des Kurses als besonders wertvoll. Es entwickelte sich eine sehr persönliche, ehrliche Atmosphäre, die von großer Offenheit und Respekt gekennzeichnet war. Es konnte jedes Gruppenmitglied seinen eigenen Stärken begegnen und genauso Entwicklungspotenziale zulassen. Dieses gemeinsame Lernen, die Offenheit und Zugewandtheit zwischen uns Teilnehmenden dieses Kurses sind der stärkste Eindruck, für den ich sehr dankbar bin.

Der Kurs "Die Kunst, einen Kurs zu leiten" war selbst ein Modell für einen gelungenen Kurs auf allen Ebenen. Es stimmten die äußeren Rahmenbedingungen, die Präsenz und Ehrlichkeit der Leitung, die Atmosphäre des Vertrauens innerhalb der Gruppe ebenso wie der Kursaufbau mit methodischem Wechsel zwischen Gruppengesprächen, Vortrag, kreativen Elementen, Üben von eigenem Vortrag und Begleitungsgespräch jeweils mit ausführlichem Feedback, Unterbrechungen durch Körperübungen, Tanzen, Schweigen und Schlussrunden.

Inhalte der Fortbildung waren

  1. Rahmenbedingungen für einen Kurs
  2. Die innere Haltung des/der Kursleitenden
  3. Kurskonzepte
  4. Inhalt und Präsentation eines Vortrags
  5. Begleitgespräch innerhalb eines Kontemplationskurses

Im Folgenden Erkenntnisse der Kursarbeit:

Sorgfältige Planung und Vorbereitung eines Kurses sind für die Stimmung und den "Erfolg" von großer Bedeutung. Ohne Werbung läuft alles langsamer, sie ist aber nicht so entscheidend, wie man denkt. "Gutes spricht sich rum." Ein Kurs sollte den Leiter/die Leiterin widerspiegeln und einfach zu seiner Persönlichkeit passen, dann kommen Leute. Das Erstellen einer "Mitnehmliste" erspart bei zukünftigen Kursen Zeit. Harmonie und Vertrauen zwischen Kursleitung und Assistenz sind die tragenden Kräfte des Kurses. Sind die Abläufe klar und allen bekannt, fühlen sich die Meditierenden eingeladen und sind selbst geordnet und wohlwollend. Eine Vorstellungsrunde am Anfang, in der die Kursleitung von ihren eigenen Meditationserfahrungen und Erwartungen erzählt, schafft Vertrauen und Sicherheit. Sich immer wieder in die Teilnehmer hineinversetzen ermöglicht situations- und teilnehmerangepasste Impulse. Vor jedem Einzelgespräch sollte sich ein Lehrer 1–2 Minuten innerlich "ausrichten" und "erden". Ein Weniger an unterstützenden Übungen wie Tönen, Körperübungen oder Gebetsgebärden ist oft mehr. Zeit für den Austausch in der Gruppe einplanen und dafür je nach Gruppenzusammensetzung einen "Sprechstein" benutzen. Der Beginn eines Kurses ist entscheidend, ein Kurs muss spannend bleiben von Anfang bis Schluss. Der Kurs ist erst dann zu Ende, wenn alle Teilnehmer weg sind.

Der Aufmerksamkeit, die dem äußeren Rahmen geschenkt wird, sollte die Aufmerksamkeit der eigenen inneren Haltung und der eigenen körperlichen und emotionalen Befindlichkeit gegenüber entsprechen. Dazu gehört die Klärung der Fragen: Wie verstehe ich mich als Lehrende/r? Bin ich aufrichtig und authentisch? Zeige ich mich mit Angst und Nervosität, so, wie ich im Moment bin? Auch als Lehrende/r bin ich im Wachstum und in der Veränderung begriffen. Der Kursleiter bringt zwar ein Kurskonzept und Erfahrungswissen mit, wichtiger als das ist aber die Haltung des "Nicht-Wissens-im-Kurs-Selbst", d. h. dass der Kursleiter sich auf die Wirklichkeit und Dynamik im Hier und Jetzt einlässt und flexibel sein Konzept oder seinen Vortrag den Bedürfnissen der Teilnehmer anpasst. Dabei kann man seinen eigenen spontanen Impulsen trauen!

 Einen Vortrag in einem Kurs halten und ein Begleitungsgespräch führen waren die beiden anderen Schwerpunkte.

Am intensivsten lernt man, wenn man selber etwas ausprobiert. Deshalb stellte jeder Teilnehmer/jede Teilnehmerin einen eigenen Vortrag von 5 Minuten vor und erhielt dazu Rückmeldungen über die Wirkung, den Eindruck und die Wahrnehmungen von den Zuhörenden. Ansprechend und treffend ist eine Rede immer dann, wenn der "Lehrer" überzeugend mit seiner eigenen Persönlichkeit zu dem steht, was er sagt, und es gelingt, wenigstens an einem Punkt bei den Zuhörenden etwas in Bewegung zu bringen – etwas Neues anzustoßen. Es gibt deshalb nicht eine "richtige" Form des Vortrags.

In den Übungsgesprächen nahmen alle einmal die "Lehrer-" und einmal die "Schülerrolle" ein. Es wurde deutlich, wie wichtig auch hier der klare, vom Lehrer vorgegebene äußere Rahmen und der Beginn des Gesprächs ist. Wer andere auf dem spirituellen Weg begleitet, muss Kenntnis über spirituelle Entwicklungsprozesse und ein Grundwissen über Gesprächsführung haben. Er sollte zuhören können, aber auch in der Lage sein, weiterführende Impulse zu geben. Die Fähigkeit, die Persönlichkeit des Gegenübers wahrzunehmen und sich jeweils auf den anderen Menschen einzuschwingen ist eine weitere wesentliche Voraussetzung. Wichtigstes Kriterium für ein "gutes" Gespräch sind die Präsenz und Offenheit des "Lehrers".

Sehr wertvoll waren die ehrlichen Feedbacks in der Gruppe, miteinander – an welchem Ort die Einzelnen auch stehen – haben wir viel gelernt und mehr noch uns gegenseitig bereichert.

Danke an Helmut Dörmann für seine Präsenz und Flexibilität und Selma Aldinger für ihre erfrischende und natürliche Assistenz!

Maria Kulek Braun
Jahrgang 1962, verheiratet, Studium der katholischen Theologie, Germanistik und Sprechwissenschaft. Tätig als Gemeindeleiterin einer kath. Gemeinde im Züricher Oberland bei Zürich. Auf dem Weg von Zen und Kontemplation seit 10 Jahren Schülerin von Willigis Jäger..

 

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