Würzburger Forum der Kontemplation e. V. (WFdK)

Orte der Praxis

 

Der nachfolgende Text ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere Vervielfältigung und Verbreitung bedarf der ausdrücklichen Genehmigung der Autorin/des Autors bzw. des WFdK.

 

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Die Kirche der Stille in Hamburg-Altona

Autor: Jens Kretschmer

"Gleichwie die Sonne in einem stillen Wasser gut zu sehen ist, und es kräftig erwärmt, kann sie in einem bewegten, rauschenden Wasser nicht deutlich gesehen werden, auch erwärmt sie es nicht so sehr. Darum: willst du auch erleuchtet und warm werden durch das Evangelium, göttliche Gnade und Wunder sehen, dass dein Herz entbrannt, erleuchtet, andächtig und fröhlich werde, so gehe hin, wo du still sein und das Bild dir tief ins Herz fassen kannst, da wirst du finden Wunder über Wunder."
(Martin Luther)

Als Norddeutscher, in Hannover aufgewachsen und später zum Studium nach Hamburg gezogen, bin ich über viele Jahre wie selbstverständlich gen Süden aufgebrochen, um dort in Klöstern und anderen Orten der Stille unter der Leitung meiner Lehrerin Luitgard Tusch-Kleiner zu meditieren. Stets war ich "das Nordlicht" unter den Teilnehmenden. Und auch im Würzburger Forum der Kontemplation e. V. (WFdK) gehöre ich als Hamburger zu der eher überschaubaren norddeutschen Gruppe von Lehrerinnen und Lehrern.

kirche der stille mitte 270x361Umso mehr freut es mich, dass am 1. März 2009 in Hamburg-Altona die Christophoruskirche in die Stille ging.

Als Kirche der Stille ist sie fortan in der Helenenstraße 14 ein Ort der Ruhe und Meditation.

Sechs engagierte Frauen der evangelischen Gemeinde Altona-Ost (Karin Kluck, Irmgard Nauck, Sulamith Lanz, Rita Lassen, Christa Lehrer sowie Käthe Stäcker)
und der glückliche Umstand, dass durch einen Grundstücksverkauf auch genügend Geld zur Verfügung stand, haben dies möglich gemacht.

 

Zwei Jahre lang wurde renoviert, umgebaut, so dass dort Menschen nun

  • Stille erleben
  • meditieren
  • beten
  • Kraft schöpfen
  • sich und Gott begegnen

Wer in oder um Hamburg lebt, sei hiermit recht herzlich eingeladen, in die Kirche der Stille zu kommen!

Meditative Mitte statt Altar

Altar, Kanzel, Taufbecken und Kirchenbänke wichen. Es ist ein weiter Raum mit einer neu gestalteten Mitte entstanden. Der Energiefluss wird so gelenkt, dass er wohltuende Prozesse fördert. Und es wurden ausschließlich ökologische Materialien eingesetzt.

Die Kirche der Stille ist ein offener Raum – mitten im Lärm und in der Hektik der Großstadt Hamburg. Hier können sich Menschen versammeln, um aus der Zeit und dem Alltag heraus zu treten, um Anforderungen ruhen zu lassen und Stille zu finden. Eine Kirche für alle, die einfach da sein wollen: im Schweigen, in Freude und Dankbarkeit, in Angst und Schmerz.

Rhythmus, Stille und Weite

Diese drei Grundelemente sind die tragenden Säulen der Christophoruskirche in Hamburg-Altona.

Rhythmus

Rhythmus liegt allem Leben und allem Lebendigen zu Grunde. Wir erfahren es im Ein- und Ausatmen, im Schlagen unseres Herzens oder in dem Wechsel von Schlafen und Wachen. So ist alles Leben, jede noch so kleine Zellaktivität über den großen Jahreszyklus in der Natur bis zum Lauf der Sterne und der Erde im Weltall rhythmisch geordnet. Auch unser Alltag wird tiefer und reicher erlebt, wenn es uns gelingt – gegen alle Hektik, gegen allen Stress und Zeitdruck – einen Wechsel von Aktivität und schöpferischer Pause zu gestalten.

Die Kirche der Stille unterstützt diesen Weg, indem sie zum einen offener Raum ist und zum anderen wiederkehrende Angebote macht. Wer seinen Alltag unterbricht und einen Raum betritt, in dem geschwiegen wird, kann dies als heilsamen Rhythmus erleben.

Dieser Rhythmus findet sich in der Kirche der Stille in einer verlässlichen Tagesstruktur wieder:

  • 10.00 -18.00 Uhr Offene Kirche
  • 18.00 Uhr Abendmeditation
  • 19.30 Uhr Meditationsangebote mit unterschiedlichen Wegen in die Stille

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Die einzelnen Tage der Woche sind jeweils mit festen Themen und Angeboten verbunden und erhalten damit eine leicht erkennbare und sich wiederholende Struktur:

  • Montag - Tag für Stilles Sitzen (z. B. Kontemplation, JinShinYjutsu))
  • Dienstag - Tag für Meditative Körperarbeit (z. B. Qigong, Yoga)
  • Mittwoch - Tag für Meditatives Tanzen (z. B. Aramäisches VaterMutter Unser)
  • Donnerstag - Tag für Atem und Stimme (z. B. Herzensgebet, Mantra Singen)
  • Freitag – Tag für flexible Angebote (z. B. meditative Konzertangebote, Vorträge)

Auch an den Wochenenden ist die Kirche der Stille geöffnet, um z. B. einen spirituellen Weg näher kennen zu lernen oder einen ganzen Tag in die Stille zu gehen. Der Lauf des Jahreskreises wird zudem aufgenommen und die Feste des Kirchenjahres werden in besonderer Weise gefeiert.

Auf der Homepage www.kirche-der-stille.de  ist das aktuelle Programm zu finden. Die Referentinnen und Referenten der jeweiligen Angeboten wurden nach verantwortungsvollen Kriterien sorgfältig ausgewählt und geprüft.

Stille

kirche der stille aussen 150x368In der Stille kann die Unmittelbarkeit Gottes und die Kraft der eigenen Mitte erfahren werden. Einkehr ist möglich in sich selbst und in Gott. Dies kann allein ebenso wie in Gemeinschaft erlebt werden – die Kirche der Stille bietet beide Möglichkeiten.

Gemeinsames Sitzen in der Stille ist vertiefend, erweiternd und stützend.

In der Kirche können Menschen Stille in all ihrer Vielfalt erleben – im Gebet, beim Tanzen und Singen oder in der Meditation. Dabei führen viele verschiedene Wege in die Stille: Diese Wege wollen wir aufzeigen und unterschiedliche Praktiken, Methoden und Übungswege vorstellen.

Spirituelle Begleitung und Beratung ist den Wegen inbegriffen.

In der Stille wird die Achtsamkeit gegenüber Körper und Seele geübt. Der Körper ist "Tempel des heiligen Geistes" (1Kor 3,16) und der Gegenwart Gottes. Deswegen sind Angebote zur Körperwahrnehmung in der Kirche der Stille wesentlich.

- Christliche Mystik entdecken und neue Wege gehen

Die Kirche der Stille ist eine evangelische Kirche und knüpft an die Tradition der christlichen Meditation und Kontemplation an. Wir orientieren uns an den Mystikerinnen und Mystikern wie Meister Eckhart, Teresa von Avila, Edith Stein oder Dag Hammarskjöld. Deren unterschiedliche Wege wollen wir wiederentdecken und einüben. Ebenso leitet uns die Tradition des Herzensgebetes und der geistlichen Exerzitien.

In den vergangenen Jahrzehnten haben sich Christinnen und Christen auch für Wege in die Stille geöffnet, die anderen Religionen entspringen. Sie haben eine Verbindung zwischen christlichem Glauben und praktischen Schulungswegen gefunden. Ein Beispiel ist das Sitzen in der Stille, wie der Zen-Buddhismus es lehrt. Diesen neuen spirituellen Wegen geben wir in der Kirche der Stille ebenfalls Raum.

- Gastgeberin für andere Religionen

Ausgehend von unserer christlichen Überzeugung suchen wir die Begegnung mit anderen Religionen. Wir fördern den interreligiösen Dialog und den offenen Austausch, das Gespräch und die Begegnung – besonders, um andere religiöse Wege in die Stille kennen zu lernen. Dazu wird es gesonderte Veranstaltungsreihen, Foren und Begegnungszeiten geben.

Weite

- Verbunden mit der einen Welt

Die Kirche der Stille eröffnet einen Raum des Friedens und der Verbundenheit mit der einen Welt. Das Üben der Achtsamkeit geschieht stets in Verbundenheit mit anderen Menschen und der gesamten Schöpfung. In der Meditation erfahren wir uns als Teil des Ganzen.

Die Hingabe zu Gott und die Offenheit des Herzens führen in die Verantwortung für unsere eine Welt. Regelmäßige Friedensgebete haben in der Kirche der Stille Raum.

"Die Erklärung, wie ein Mensch ein Leben aktiven gesellschaftlichen Dienens in vollkommener Übereinstimmung mit sich selbst als Mitglied der Gemeinschaft des Geistes leben soll, habe ich in den Schriften der großen mittelalterlichen Mystiker gefunden … Sie fanden in der 'Einsamkeit des Geistes' und in der Innerlichkeit die Kraft, Ja zu sagen, wo immer sie sich den Forderungen ihrer bedürftigen Mitmenschen gegenüber gestellt sahen."
(Dag Hammarskjöld: Zeichen am Weg).

Zum Schluss eine Bitte

Uns ist wichtig,

  •  dass die Kirche der Stille in Hamburg-Altona Bestand hat
  • dass auch Menschen mit weniger Geld an den Angeboten der Kirche der Stille teilhaben können.

Deshalb wünschen wir uns Menschen, die mit Herz und Hand dabei sind. Jetzt und in Zukunft muss die Kirche der Stille gepflegt und ausgestattet werden. Wer dazu einen Beitrag leisten mag, ist recht herzlich dazu eingeladen, Mitglied im Förderverein der Kirche der Stille zu werden.

Nähere Infos auf unserer Homepage (Link) oder bei Jens Kretschmer, Telefon 0163 7331211.

Jens Kretschmer,
Jahrgang 1965, Dipl.-Psychologe. Vorstandsmitglied des WFdK e.V. Lebt seit vielen Jahren mit seinem Freund in Hamburg. Dort arbeitet er als Lehrkraft an der Evangelischen Stiftung Alsterdorf. Seit Mitte der 1980er auf dem „Weg“. In Hamburg-Altona begleitetet er Menschen als Kontemplationslehrer (WSdK, WdG) in der dortigen Kirche der Stille, in deren Förderverein er zudem als Vorstandsmitglied aktiv ist. Kurse im Kloster Helfta. Homepage: (Link), Telefon: 0163 7331211.

 

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