Würzburger Forum der Kontemplation e. V. (WFdK)

Fortbildung - Werkstattberichte

 

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"Die dunkle Seite der Seele" mit Richard Stiegler

Fortbildungskurs des WFdK: 09.09. - 13.09.2013, Benediktushof Holzkirchen, Kursleitung: Richard Stiegler

Ein Werkstattbericht

Autorin: Gerhilde Bauer

Vom 9. - 13. September 2013 fand am Benediktushof eine Fortbildung für Lehrer/Innen sowie Mitglieder und Gäste des WFdK statt. Thema: „Die dunkle Seite der Seele“ unter der Leitung von Richard Stiegler. Insgesamt nahmen 16 Personen sowie der Leiter Richard Stiegler teil, der bereits des öfteren Kurse am Benediktushof hielt.

Zu Beginn stand die Erklärung von Ich, Ego und Sein im Mittelpunkt, die abgelöst wurde von den Grundstrategien der Abwehr. Hierzu stellte Richard Stiegler ein Schaubild vor, das es für uns einfacher machte, die Mechanismen der Abwehr nachzuvollziehen. Dabei handelte es sich um drei Kreise, die sich konzentrisch um den Mittelpunkt „die Essenz mit Wesensqualitäten“ ziehen. Der nachfolgende Kreis erwähnte die Fähigkeiten, die unserem Leben Lebendigkeit verleihen wie Vertrauen, Freude, Stärke, Erfüllung etc. Der darauffolgende Ring zählte die Möglichkeiten auf, durch die diese erwähnten Fähigkeiten verhindert werden, wie z.B. Orientierungslosigkeit, Unfreiheit, Schwäche, Unzufriedenheit oder Langeweile. Diese Verhaltensweisen bezeichnete Richard als „Löcher“. Der Außenkreis schließlich zeigte uns die Auswirkungen, die das vorstehende Verhalten hervorrufen. Wenn ich zum Beispiel unzufrieden bin, so kann es sein, dass ich ständig neuen Erlebnissen nachlaufe, während Schwäche durch Disziplin oder Dominanz kompensiert wird. Langeweile zielt darauf ab, immer wieder Neues erleben zu wollen oder von einem Vergnügen zum anderen zu eilen. In jedem dieser Fälle heißt die Strategie: Suche im Außen.

Mich selbst hat dieses 3-Schichten-Persönlichkeitsmodell sehr angesprochen und ich bin der Auffassung, dass es mich meine Abwehr durch das „in mich hineinhorchen“ erfahren lassen kann. Mit anderen Worten: Erfüllung meiner Sehnsüchte sind nicht im Außen, sondern nur im Inneren, der „Essenz“ zu finden. Daher wurde auch ausführlich über das „Wesen“ gesprochen, das Urgrund all unserer Lebendigkeit ist.

Weiterhin kamen die Auswirkungen von Grenzen sowie Barrieren zur Sprache, sowie der Umgang damit.

Ein weiteres Thema befasste sich mit dem „Über-Ich“ auch Eltern-Ich, Kritiker, innerer Richter oder Bewerter genannt. Die Auswirkungen werden im 3-Schichten-Persönlichkeitsmodell deutlich.

Als Letztes wurden Wesen und Ideal-Ich gegenüber gestellt. Die Bilder des Ideal-Ichs verhindern den Kontakt mit unserem Wesen. In Kontemplationskursen werden daher immer wieder die nachstehenden Worte von Johannes Tauler rezitiert:

„Der Mensch lasse die Bilder der Dinge ganz und gar fahren und mache und halte seinen Tempel leer. Denn wäre der Tempel entleert und wären die Fantasien, die den Tempel besetzt halten, draußen, so könntest du ein Gotteshaus werden und nicht eher, was du auch tust. Und so hättest du den Frieden deines Herzens und Freude und dich störte nichts mehr von dem, das dich jetzt ständig stört, dich bedrückt und dich leiden lässt.“

Begleitet wurden diese Tage durch Meditationszeiten sowie Gruppenarbeit. Zu der Gruppenarbeit fanden sich je nach Aufgabenstellung zwei oder drei Personen zusammen. Dem Partner/der Partnerin wurde daraufhin etwa acht Minuten lang die jeweils gleiche Frage gestellt, wie zum Beispiel:

„Was führt Dich hierher?“ Welche Sehnsucht, welches Bedürfnis hast Du? An was erinnert dich „Die dunkle Seite der Seele“? Wie bist Du jetzt da?

Durch die immer gleiche Frage wurden wir jeweils tiefer in unsere Mitte geführt und konnten so Kontakt mit unserem Inneren aufnehmen, was uns viele Klarheiten brachte.

Weitere Angebote waren Fantasiereisen, die die einzelnen Abschnitte des Kurses belebten.

Alles in allem haben diese Tage viele Facetten der dunklen Seite der Seele aufgezeigt. Nun gilt es zu versuchen, diese Impulse umzusetzen, was sicher einige Zeit benötigt.

Danken möchte ich hiermit dem Referenten sowie allen Teilnehmer/Innen, trugen doch alle zum Gelingen unseres Kurses bei.

Gerhilde Bauer,
Jahrgang 1932, verheiratet, 2 erwachsene Kinder, 2 Enkel. Fremdsprachenkorrespondentin, seinerzeit in der Tourismusbranche tätig. Kontemplationslehrerin, Leiterin für sakralen Tanz. Seit 1984 Schülerin von Willigis Jäger. Bis 2005 eigene Kontemplationskurse.

Gerhilde Bauer, Untere Heerbergstraße 4, 97078 Würzburg

 

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