Würzburger Forum der Kontemplation e. V. (WFdK)Orte der Praxis |
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Der Hohe Dom zu PaderbornAutoren: Sr. M. Ruthild Völkel, Diether WegenerSeit dem 7. Januar 2008 bieten wir jeden Mittwoch von 12.15 Uhr bis 12.45 Uhr im Dom zu Paderborn christliche Meditation (Kontemplation) an. Die Idee kam von Diakon Diether Wegener, der zum WFdK gehört und während eines Urlaubs in England in der Kathedrale zu Truro, der Hauptstadt von Cornwall, ein solches Angebot erlebte. Unserer Regionalgruppe, die sich seit mindestens 12 Jahren trifft, teilte dies Diether Wegener begeistert mit und überlegte mit uns, wie wir im Paderborner Dom die Hinführung zur Kontemplation verwirklichen können. Am günstigsten schien uns der Mittwoch zur Zeit des Wochenmarktes zu sein, weil dann besonders viele Menschen zum Markt gehen und auch schon mal den Dom als Ruheplatz und Raum der Stille aufsuchen. Diether Wegener setzte die kirchlichen Behörden davon in Kenntnis, um die Zustimmung für unseren Plan zu erhalten. Sehr unterstützt wurden wir von Dompastor Msgr. Alois Schröder, der sein Amt als Bundespräsens des Kolpingwerkes Deutschland mit Sitz in Köln beendet hatte und neue Aufgaben am Dom zu Paderborn übernahm. Unser Plan kam ihm gerade recht bei seinen Bemühungen, mehr Interesse für den Dom zu wecken. Er half uns bei der Verwirklichung, denn noch manche Widerstände und Vorbehalte waren zu überwinden. Als Raum für die Meditation bot sich der Westchor im massiven Domturm unter der Orgelempore an, der, von einem schmiedeeisernen Gitter abgegrenzt, offen ist zum Mittelschiff hin. Am ersten Tag stellten wir zwölf Klappstühle um eine große, runde Sisalmatte. In der Mitte der Matte stand eine dicke Kerze. Als um 12 Uhr die Glocken läuteten, kamen die ersten Menschen neugierig herein, setzten sich und lauschten der leisen Musik, die über einen CD-Player ertönte. Bis zum Beginn um 12.15 Uhr kamen zu unserem Erstaunen noch so viele Leute, dass wir den Kreis um 14 Plätze erweitern mussten. Wir stellten uns zunächst vor, und Diether Wegener erklärte, dass hier an jedem Mittwoch die Möglichkeit besteht, aus der Hektik und dem Lärm des Alltags in die Stille zu kommen und eine andere Weise des Betens kennen zu lernen. Es wurde erklärt, um was es bei der Kontemplation geht (d. h., wir wählten in der ersten Zeit den Begriff „Christliche Meditation“), Hinführung und Bedeutung der rechten Körperhaltung, Nichtbeachtung der Gedanken, das Achten auf das Atemgeschehen, sich einstimmen auf ein Herzwort, sich lassen in den inneren Grund, wo uns Gott begegnen will. „Lasse dein Sein in Gottes Sein. Er ist das strahlende Sein in sich selbst und in dir.“ ( Wolke des Nichtwissens) Die Anwesenden lassen sich im reglosen Sitzen ein auf die Stille, die mit dem Tönen der Klangschale beginnt und auch endet. Wir schließen mit einem kurzen Text oder Gebet und geben meistens schriftliche Gedanken zur Verfügung mit nach Hause. Es besteht auch die Möglichkeit, Fragen an uns zu richten. Nun bieten wir schon im dritten Jahr jeden Mittwoch am Mittag zur Marktzeit Kontemplation an. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es für einige Teilnehmer eine wichtige Zeit geworden ist und sie deshalb ziemlich regelmäßig kommen. Andere kommen selten, wieder andere nur einmal, weil sie gerade in Paderborn sind und zufällig die Einladung vor der Paradiespforte gelesen haben. Wir sind erfreut über diese Entwicklung auch bei wechselnder Teilnehmerzahl, wie z. B. in der Sommerurlaubszeit, in der nur wenige kommen. Wir lassen uns nicht entmutigen, sondern halten durch, auch wenn es vorkommt, dass wir drei vom Paderborner Team mit nur drei Teilnehmern anwesend sind. Dann sind auf einmal wieder viele da, und wir erleben, dass es sich lohnt, Kontemplation auf diese Weise in die Gemeinde zu bringen. Auch der Dompastor findet sich – sooft er kann – zur Kontemplation ein. Einige Menschen, die sich von dem Angebot ansprechen lassen, haben auch Interesse an Kursen oder an wöchentlichen Abenden, die regelmäßig angeboten werden. Das „Dom-Team“ trifft sich von Zeit zu Zeit, um sich über die Erfahrungen auszutauschen, mögliche Änderungen der Weise des Angebotes zu besprechen und vorzunehmen. So wird auf die Kontemplation hingewiesen, nicht nur in der Kirchenzeitung „DER DOM“, sondern auch in der Tageszeitung. Diether Wegener ließ von der anerkannten Ikonen-Malerin Katharina Sitnikov- Peters zwei große Ikonen malen, die eine große Anziehung ausüben. Die Marien-Ikone ist die bekannte „Wladimirskaja“, die um das Jahr 1000 zur Bekehrung Russlands aus Byzanz dem Zaren Wladimir gebracht wurde. Das Original der eindrucksvollen Christus-Ikone entdeckte Diether in einem Kloster auf dem Berg Athos. Mit diesem Bericht möchten wir allen Lehrern des WFdK Mut machen, mit einem Team in ihrer Gemeinde zu beginnen, den Weg der Kontemplation einzuführen. „Der Mensch der Zukunft wird ein Mystiker sein oder wird gar nicht mehr sein.“ Karl Rahner Sr. M. Ruthild Völkel, Lehrerin des WFdK, Exerzitienbegleiterin, Dipl.Soz.Religionspädagogin. |